«Hervorragend». Lange Zeit meine Standard-Antwort auf jedermanns Standard-Frage «wie geht’s?». So richtig interessiert es die meisten Leute ohnehin nicht. Ausserdem habe ich keine Ahnung wie es mir geht. Zudem wäre es ein Zeichen von Schwäche, wenn ich mein Leben nicht so gestalten könnte, dass ich glücklich bin. Vielleicht müsste ich sogar zugeben, falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Just no option! Darum lieber mit einem vordergründig fröhlichen Lächeln ein strahlendes «hervorragend» zurückwerfen, den einstudierten Small-Talk abspulen und fertig. Den Schein wahren. Nichts ins Bröckeln bringen.
Immer gut drauf. Alles im Griff. Erfolgreich. Vielleicht etwas arrogant. Im Grossen und Ganzen aber ein guter Typ. Etwa so wurde ich meist beschrieben. Zumindest von den mir wohlgesinnten. Unsicherheit habe ich mit übermässiger Selbstsicherheit überspielt. Die Kluft zwischen Innen- und Aussenleben wurde zunehmend grösser. Nur sehr selten – unter grossem Druck – fiel die Maske. Dann immer öfters. Plötzlich habe ich sie nicht mehr gefunden. So stand ich da. Entwaffnet. Beschämt. Schwach. Dazu die Frage, ob ich mir nur eingebildet habe, zu sein wer ich bin. Ein Macher. Es braucht Mut, die Maske – welche die Gesellschaft für dich geformt und bemalt hat – abzunehmen. Zuhause zu lassen. Es ist aber sehr befreiend. Nach einer kurzen Phase der Irritation meist auch für das Gegenüber.
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