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DECISIONS

Aktualisiert: 13. Juni 2022

Unser Alltag ist gespickt von zu treffenden Entscheidungen. Oft sind diese eher banal: "wann gehe ich schlafen?", "esse ich Schokolade, oder einen Apfel?", "rufe ich an, schreibe ich eine Nachricht, oder bleibe ich stumm?". Sie können komplexer sein: "nehme ich das Jobangebot an und verdiene gutes Geld, obwohl mich die Aufgabe nicht interessiert?", "lasse ich mich verführen?", "möchte ich Kinder haben?". Nicht immer ist es einfach, sich zu entscheiden. Wir fürchten uns vor Fehlentscheidungen. Vor deren Konsequenzen. Davor, dass wir nicht glücklich werden können, wenn wir einmal falsch abbiegen. Kurz: Wir nehmen uns sehr wichtig. Dabei wagen wir uns meist nicht an die wirklich prägenden Entscheidungen heran. Diese hat die Gesellschaft längst für uns getroffen. Wir fügen uns. Ohne sie zu hinterfragen. Wahrscheinlich, weil uns die Themen Angst machen. Weil wir uns zu sehr mit uns befassen müssten, um alleine auf eine Lösung zu kommen.


Nach meinem Burnout habe ich alles hinterfragt. Zumindest alles, was bis in mein Bewusstsein vordrang. Ich habe gelernt, dass ich selbst viele Grenzen verschieben kann. Auch wenn sie auf den ersten Blick noch so starr und stabil wirken. Früher hätte ein solcher Satz von mir sicherlich im Zusammenhang mit Leistung gestanden. Heute nicht mehr. Die Grenzen von denen ich spreche, sind von der Gesellschaft getroffene Entscheidungen. Sie geben vor, wie wir unser Leben zu gestalten haben: Sie bestimmen, welche Geschlechter es gibt, wie diese auszusehen und sich zu verhalten haben. Sie geben vor, welche Beziehungs- und Familienformen es gibt. Was Erfolg bedeutet. Wie gross Machtdifferenzen sein dürfen. Wer die Guten und wer die Bösen sind.


Dank meinem Burnout habe ich mich an diese prägenden Entscheidungen herangewagt. Lösungen habe ich noch keine gefunden. Wenn du dem Herzen ein Mitspracherecht gewähren willst und dich nicht an vorgefertigte Meinungen hälst, kann dies dauern. Um dahin zu kommen muss man leben. Fühlen. Ohne Vorurteile. Davor habe ich keine Angst mehr. Mit dem Fahrrad mache ich am Fuss der Berge auch nicht umkehrt. Ich suche eine Überfahrt. Nehme die Belastung, die mit einer Überquerung dieser scheinbar natürlichen Grenze einhergeht, allzu gerne in Kauf. Denn ich will wachsen. Nicht nur noch als Sportler. Jetzt auch als Mensch.


Das Bild stammt aus dem Sommer 2019 von meiner Pilgerfahrt ans Mittelmeer. Hier am Col d'Izoard.


🚴‍♂️ @ruedibeck

📷 Daniel Beck


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