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AutorenbildRuedi Beck

BE ME

Absolut nicht nachvollziehbar. Immer wollte ich der Schnellste sein. Der Beste. Egal bei was. Alles wurde zum Wettbewerb. In vielen Dingen schnitt ich relativ gut ab. In anderen weniger. Der Beste war ich nie. Vielleicht der Beste der Klasse. Des Jahrgangs. Aber der Beste der Welt? Nein. Nie.


In einer Sache war ich besonders schlecht. Im Ich sein. Oder verlernte ich es nur besonders schnell? Egal. Das Ergebnis ist dasselbe. Der Verlust der absoluten Individualität. Wie sie Kinder besitzen. Vielen Menschen geht sie im Verlaufe der Zeit abhanden. Man passt sich an. Getrieben durch geschickt eingesetzte Anreize der Gesellschaft. Optimiert über Jahrtausende. Das System verstand ich. Auch, wie ich darin so schnell wie möglich "voran" komme. Für mein Alter war ich relativ erfolgreich. Mit 25 hatte ich ein stabiles privates Umfeld und 2 Uni-Abschlüsse. Kurz darauf leitete ich IT Service- und Projekt-Manager, domiziliert in Frankreich, Österreich, Italien und der Schweiz. Reiste auf Kosten des Arbeitgebers durch Europa und nach Amerika. Verdiente gutes Geld. Wieder wenig später war ich in stationärer Behandlung eines Burnouts. Alles, was ich glaubte zu sein, das Kartenhaus, welches ich über Jahre weitsichtig geplant und gebaut habe, fiel in sich zusammen. Innerhalb kürzester Zeit. Für mich komplett unerwartet. Mit 30 wurde mir klar, dass ich keine Ahnung habe, wer ich bin und was ich will. Wie konnte ich in einer so essentiellen Sache, so schlecht sein? Absolut nicht nachvollziehbar. Die letzten 2,5 Jahre habe ich mich intensiv damit beschäftigt, was ich will und wer ich bin davon zu trennen, was ich glaube zu wollen und wer ich glaube zu sein. Ein schwieriges Unterfangen. Eine Art Erstbegehung. Anders als auf der perfekt ausgebauten Autobahn, von den meisten beschritten, kommst du auf deinem Weg in spe langsam voran. Verläufst dich. Fällst hin. Oft wollte ich zurück auf die Autobahn. Es wäre einfacher gewesen. Im Moment. Ich wusste aber, dass es langfristig nur einen Weg für mich gibt. Meinen. Vielleicht relativ deckungsgleich mit der Autobahn. Vielleicht überhaupt nicht. Da hatte ich keine Vorurteile. Aber ich wollte es herausfinden. Alleine. Nicht durch Literaturstudien. Durch leben. Ausprobieren. Scheitern. Reüssieren. Fühlen. Entscheiden. Als Ich. Ohne Maske. Ohne Schutzschild. Nicht nur schwierig für mich. Auch für das Gegenüber, wenn du in keine bekannte Schublade passt.


Mein eigener Weg ist nun bereits relativ lange. Ausbaustandard ok. Zu ende ist er aber noch lange nicht. Was ich aber weiss: Das Fahrradfahren ist von mir nicht mehr wegzudenken. Eine Leidenschaft, die mich schon seit früher Kindheit begleitet. Trotzdem vernachlässigte ich sie allzu lange. Zu Gunsten von dem, was ich glaubte tun zu müssen, bevor ich mich dem widmen darf, was ich tun möchte. Nach dem Burnout wurde das Fahrradfahren rasch zu einer meiner wichtigsten Therapieformen. Nirgends sonst verstummen die Gedankenkreise so leicht, bin ich so sehr bei mir – im Moment. Nirgends sonst fühle ich mich derart frei. Kurz: Ich klicke mich ein und bin frei. Auf Insta-Deutsch #clippedinandfree. Vieles weiss ich noch immer nicht. Oft bin ich geflogen. Oft gefallen. In Erinnerung versuche ich die Höhenflüge zu halten. Die Stürze nehme ich an. Lerne daraus. Hacke sie ab. Im Wissen, dass sie zu einer Erstbegehung gehören. Und dass ich nur auf meinem eigenen Weg ich sein kann. Frei sein kann. Wie auf dem Fahrrad. 🚴‍♂️ @ruedibeck 📷 @ridewithtill #cyclingmyway #ridetogrow #outsideisfree #optoutside #clippedinandfree #opentheroad #fromwhereiride #lifebehindbars #cyclinglife #coldizoard #izoard #cyclingshots #goneriding #cyclingswitzerland #viewslikethese #skivelocenter #justbikeit #cyclingtips #bestcyclingstyle #routedesgrandesalpes #keepexploring #neverstopexploring #gcninspiration #gcn #blacksheepcycling #swisscyclingfamily #fastandfemalesui #ridelots #roadporn

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